Meinen Wochen bis 21. November 2020

Die Sommerpause ist vorbei.

 

Du bist was Du isst oder lässt sich vom Beruf oder der außerberuflichen Leidenschaft auf die Neigung schließen?

Für mich sind beides doch recht steile Thesen. So als ob jeder Manager heimlich oder unheimlich  abends zur Domina schleicht, jeder und jede Bottom einen Beruf im sozialen und/oder pflegerischen Bereich ergreift oder jeder Schachspieler einen großartigen Top abgibt.

 

Die Frage nach Überwindung und was diese für den einzelne bedeutet hat - wie sollte es auch anders sein - zur Diskussion über Tabus und Grenzen geführt und vor allem darüber, was die einzig wahre Definition von BDSM ist.

Mir fällt dazu immer wieder und ausschließlich nur ein: BDSM ist das, was Du daraus machst. Und dabei kenne ich nur eine Regel: letztendlich muss es beiden Spaß machen. Denn warum tun wir, was wir tun? Wir wollen doch alle nur unser Glück im Ausleben unserer Neigung finden.

 

Und wenn zu unserem Glück die Erreichbarkeit des Tops gehört, die Möglichkeit ihn/sie immer anzusprechen für den Fall, dass sich Gesprächsbedarf auch Tage nach der Session erst einstellt, dann sollten beide Partner darin übereinstimmen und zueinander passen. So unsubbig das jetzt klingt, das sind Forderungen, die Bottom bei der Beziehungsanbahnung stellen muss und sich den dazu passenden Top aussuchen muss.

Ich möchte manchen Bottoms gerne und immer wieder ins Aufgabenbuch schreiben: Du musst nichts hinnehmen und aushalten, was Dich verunsichert oder verletzt.

 

Schöne Ideen finden sich im Thread über die Aufbewahrung der Spielzeugsammlung bis hin zur pinken Gewehrtasche.

Ein weiterer Thread hat mich eine Zeitreise machen lassen: Weg mit dem BH. Hatten wir das nicht schon in den 68er Jahren? Interessant, dass man heute noch darüber diskutieren kann.

 

Kommt gut in die neue Woche und genießt Eure Leidenschaften.

 

Meine Woche vom 27. September bis 03. Oktober 2020

 

I declare this bazaar opended - oder (in Anlehnung an Herbert Grönemeyer) Wann ist ein Dom ein Dom?

Kann man(n) Dominanz spielen, erlernen oder kommt Dom schon mit der Peitsche in der Hand auf die Welt?

In zwei Threads wird philosophiert, ob Dom ohne Sub überhaupt Dom sein kann, was einen Dom für Sub interessant macht oder ob Dom auch im Alltag immer und überall Dom ist. Mein neues Highlight ist der Alltags-Dom, der bedauernswerte und einsame Streiter, der immer und überall als Despot verkannt wird und der das einzig Wahre anstrebt - TPE.

 

Vor allem beim Alltags-Dom frage ich mich, was er/sie macht, wenn es an die Grenzen seiner persönlichen Dominanz geht, zum Beispiel bei Krankheiten (die kann man schlecht weg-befehlen) oder bei gesetzlichen Rahmenbedingungen wie der Höchstgeschwindigkeit beim Autofahren. Darf der Dom in seiner unumstößlichen Alltagsdominanz einfach machen, was er/sie will? Oder ist er/sie in diesen Fällen Sub, weil sich vor allem Gesetze nicht einfach verbiegen, verbieten oder verändern lassen?

 

Dabei frage ich mich: sind manche Menschen so in ihrem Selbstbild gefangen, dass sie gar nicht mehr wahrnehmen, wie ihr Fremdbild auf andere wirkt? Können diese Menschen die BDSM-Brille überhaupt noch abnehmen?

Ich wiederhole mich, aber ich bin der festen Überzeugung, dass das Ausleben unserer Neigung und die Gestaltung unseres BDSM immer auch zu unserem Alltag passen muss und dass unser Alltag, unser Beruf, unsere "gesellschaftlichen" Rahmenbedingungen nichts über unsere Neigung aussagen. Ich bin, was ich bin - vielschichtig und kompliziert mit vielen Facetten und Persönlichkeiten - für jeden Teil meines Lebens habe ich eine eigene davon.

Manchmal tun sie mir leid, die Anfänger- und Neu-Doms, die sich im Forum Hilfe und Anregung suchen und doch sehr häufig auf Spott und Widerstand stoßen. Was tut so weh dabei, einem Anfänger ein paar Ideen für Aufgaben zur Verfügung zu stellen. Man sollte ihn/sie nur darauf hinweisen, dass er diese Liste nicht einfach abarbeiten kann, sondern punktgenau und individuell zur Persönlichkeit seiner/ihrer Sub einsetzen sollte.

 

Witzig finde ich die These, dass das Haustier über den Standpunkt im BDSM Aussagen treffen kann: Dom hat einen Hund, Sub hat eine Katze. Wie so häufig, hat jede Regel Ausnahmen. Es gibt tatsächlich Doms mit Katzen, wer hätte das gedacht. 

 

Wir sind jahreszeitlich mitten im Herbst und dazu passt hervorragend der Thread über Kürbisse und was wir damit anstellen. Lasst Euch inspirieren, es finden sich dort auch leckere Gerichte.

 

Ich wünsche Euch eine gute Nacht, einen guten Start in die neue Woche und viel Vergnügen.

 

 

Meine Woche vom 4. bis 10. Oktober 2020

 

Meine Woche oder: Fremdschämen leicht gemacht.

 

Passend zu den Threads über die Grenzen des Dirty Talks sowie Fickstück und ähnliche Bezeichnungen fühlte sich ein Joy Mitglied bemüßigt, seine Kontaktanzeige als Thread zu tarnen und mit entsprechend "schmutziger" Wortwahl die zu ihm passenden Thread- und möglicherweise auch Beziehungspartner zu finden.

 

Dabei habe ich festgestellt, dass meine Toleranz ihre Grenzen finden kann und dass ich mich lieber aus solchen Themen heraushalte, bevor meine spitze Zunge mit mir durchgeht.

 

Der Nächste war in seiner Wortwahl gemäßigt, wollte aber "natürliche" Devotion finden. Ich frage mich, was ist unnatürliche Devotion? Ist das möglicherweise aus Kunststoff? Kann man das essen? Oder gibt es das als Generikum von Ratiopharm?

 

Ich bin so frei und sage: selbst Rollenspieler sind für mich natürlich. Denn wäre nicht das Gefühl und das Bedürfnis in ihnen, würden sie die Rollen auch nicht ausfüllen können.

 

Schöne Ausstattungsideen finden sich in den Threads über das diskrete BDSM Bett und die Spieltauglichkeit des Hauses. Wenn man dabei auch noch potentielle Notfälle in Betracht zieht, kann man sich den eigenen Dungeon wunderbar ausstatten.

 

Passend zu den aktuell wieder verstärkten Kontaktbeschränkungen gibt es einen Thread über Vertrauensaufbau Online. So ohne direkten Kontakt sicher eine erschwerende Situation, aber mit den heutigen technischen Möglichkeiten machbar. Auch wenn das nicht jedermanns Welt ist.

 

Ich wünsche Euch allen eine wunderbare Herbst-Woche. Kuschelt Euch virtuell und real zusammen und genießt die schaurig-schönen Nebelnächte.

 

Meine Woche vom 11. bis zum 17. Oktober 2020

 

Der Herbst ist da, die Blätter werden bunt, die Tage kürzer, die Nächte länger und damit die Zeit, sich mehr oder weniger merkwürdigen Gedanken hinzugeben:

Welche Risiken kann es bei Schellen auf den Hinterkopf geben?

Was passiert bei Arschtritten in der Öffentlichkeit?

 

In Ermangelung anderer Kulturveranstaltungen subsummiere ich diese Threads unter der Überschrift: Realsatire, willkommen in unserem Theater.

 

Wobei sich die Realsatire durch einige Threads zieht: da stolzieren die allwissenden und überdominanten Gockel durchs Bild, das heischen die zu kurz gekommenen Underdogs um Beifall, demonstrieren Weibchen ihre Waffen wie die Gottesanbeterinnen beim Paarungsakt und träumen die Prinzessinnen auf der Erbse laut von ihrem Traumprinzen. Das Ganze tarnt sich dann unter Themen wie "Einen unerfahrenen Top in BDSM einführen", "Ein Vanilla Paar will BDSM ausprobieren" oder richtig großes Kino " Erziehung im BDSM".

 

Spannend hingegen waren die doch teils verschiedenen Herangehensweisen in zwei Threads über Schmerz und seinen Auswirkungen. Für mich war es schön zu lesen, dass ich nicht allein bin mit meiner Lust auf SM ohne sexuelle Handlungen.

 

Trotz all der vielen Themen, die hier im Joy schon besprochen wurden, trotz all der Angebote in Gruppen und auf Stammtischen erstaunt es mich immer wieder, dass die Suche nach dem Was, Wer, Wie und Warum ("Woher kommt das Bedürfnis nach Submissivität" und "Komplexe Neigung" - bin ich allein und ändert sich das noch) wiederkehrend aufgekocht wird und so selten real Anschluss und Information gesucht wird. Die Anonymität des Netzes verführt und macht sicher, die reale Beschäftigung und Kommunikation macht scheinbar Angst.

 

Da ich mich bereits jetzt damit auseinandersetze, welche und wieviele Plätzchen ich in der Vorweihnachtszeit backen möchte, verfolge ich selbstverständlich den Thread über die These, dass es unter Umständen einen Zusammenhang zwischen den kulinarischen und den sexuellen Vorlieben gibt. Zu mir: ich liebe es herzhaft, aber auch süß und vor allem scharf. Was mag ich dann wohl beim Sex?

 

 Wer ALLE meiner Vorlieben errät, erhält von mir eine Tüte selbstgebackene Plätzchen zu Weihnachten.

Ich wünsche Euch eine wunderbare Woche, schwelgt wie ich in den Farben des Herbst.

 

Meine Woche vom 18. bis zum 24. Oktober 2020

 

...oder: die Woche der Zunge.

 

Die Zunge ... ist ein länglicher, von Schleimhaut überzogener Muskelkörper (bestehend aus neun einzelnen Muskeln) bei Menschen sowie den meisten anderen Wirbeltieren, der auf dem Boden der Mundhöhle liegt und diese bei geschlossenen Kiefern fast ganz ausfüllt.

 

Sie nimmt am Kauen, Saugen und Schlucken teil und ist mit Sinnesorganen für das Schmecken und Tasten ausgestattet. Die menschliche Zunge ist auch ein wichtiger Bestandteil der Sprachbildung, woraus sich auch der Begriff Linguistik ableitet.

 

Bei der Auflistung der "Tätigkeiten" einer Zunge fehlt das Lecken über die Saiten einer Bass-Gitarre (die Spezialität von Gene Simmons) und ihr Einsatz beim Sex. Genau um diesen - den Cunnilingus - drehen sich mehrere Threads:

• Wie mögen Frauen den Cunnilingus?

• Warum mögen Frauen ihn nicht?

Was fast unweigerlich zum Nächsten führt:

• Vermindert sich die Dominanz durch den "Domilingus"?

 

Auch wenn ich persönlich es nicht nachvollziehen kann, dass einzelne Sexual-Techniken Dominanz vermindern oder verstärken, kann ich doch akzeptieren, dass besondere "Standpunkte", Haltungen und Positionen ein Machtgefälle für einige Menschen manifestieren können. Dazu fällt auch der Thread über die Dominanz (oder "Un-Dominanz") der Reiterstellung von Sub.

 

Fast nahtlos daran schließt sich der Thread an, ob und warum manche Bottoms und Tops unbedingt Titel benötigen und verwenden. Ich muss mich outen, auch ich falle fast automatisch in den Modus Titel-Ansprache, wenn wir im Machtgefälle agieren. Letztendlich ist es dennoch so, dass er mein Top ist und bleibt, auch wenn ich ihn mit einem Kosenamen bedenke. Und für wen Mause-Bärchen und Schatzi-Hasi keinen Bruch in der Dominanz bzw. Submission darstellen, der macht es für sich und seinen Partner genau richtig.

 

Da uns Corona wieder fast flächendeckend im Griff hat, macht auch der leider zu kurze Thread "D/s über die Entfernung" sehr viel Sinn für diejenigen, die nicht zusammenleben können. Die Zeit der Fantasie, der modernen Kommunikationsmittel und der Geduld ist leider wieder angebrochen.

 

Ich wünsche Euch viel erregende und fantasievolle Kommunikation, wunderbare sexuelle Erlebnisse und eine schöne neue Woche.

 

 

Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt.

Joseph Rudyard Kipling

oder

Talk in everlasting words

And dedicate them all to me

And I will give you all my life

I'm hear if you should call to me

Ronan Keating

 

Nicht nur Handlungen können unser BDSM bestimmen, sondern auch Worte - in ihrer Ästhetik oder im "Schmutz" des Dirty Talks. Und in zwei Threads wird mit Worten über Worte diskutiert und gefachsimpelt:

• Wann kann, darf oder soll Top Dirty Talk anwenden? Schon im Erstkontakt, um seine Präferenzen zu zeigen? Oder doch erst dann, wenn schon eine Beziehung besteht?

 

• Wie sehr machen Pronomina einen Unterschied? Schwächt "mein/meine" das "ein/eine" ab?

• Darf nur der/die Eine diese Worte verwenden oder können sie im Rausch der Session omnipräsent und von allen nutzbar sein?

• Wie verletzend, wie erniedrigend können Worte eingesetzt werden?

Dazu passt der Thread über die Vorurteile, die BDSM´lern begegnen können, wenn ihre Neigung von Nicht-BDSM´lern besprochen und bewertet wird.

 

Handlungen und Worte können Bottom auch objektifizieren. Ein Thread fragt nach Erfahrungen. Erstaunlich für mich war die Tatsache, dass beim Objekt Bottom (weiblich) sehr viele überwiegend an ein Sex-Objekt denken, wenige an ein Möbelstück. Mir fallen dazu noch ein paar weitere Dinge ein, aber zum Glück fragt mich niemand. 

 

Auch Bunnys werden älter oder sind gehandicapt. Zwei Threads drehen sich um Bondage mit Behinderung und Bondage nach Bandscheibenvorfall. Ich warte sehnsüchtig auf den ernst gemeinten Thread "Bondage im Alter". Denn leider hat man/frau es als alterndes Bunny schon nicht leicht. 

 

Meine Fantasie regt der Thread über das wandernde Bett an. Wie groß muss das Schlafzimmer sein, wie rutschig der Boden, dass das Bett nach dem Sex wieder mühevoll an seinen Platz geräumt werden muss.

 

Mein Bett wandert nicht, aber es ruft laut und deutlich nach mir.

Habt alle eine gute Nacht, noch eine wunderbare Restwoche und viel Spaß bei allem, was Ihr tut.

 

Meine Woche vom 01. bis zum 07. November 2020

 

von außen

scheint ne welt

zu sein

in der

der welten schein

auf scheinwelten

zu fallen scheint

Markus Prem

 

Auf die Threads der letzten Woche übersetzt:

• Warum stäubt sich mein Gegenüber den Schritt ins Reale zu gehen?

• Online D/s - wie funktioniert das?

• Ist Online BDSM für Anfänger besonders geeignet?

 

Ich möchte nicht soweit gehen, Online-Beziehungen als Scheinwelten zu bezeichnen. Ich habe selbst eine Zeitlang mein BDSM so ausgelebt. Mir ist lediglich aufgefallen, dass die Möglichkeit der "Hintertür" - es ist ja nur online, findet nur im Kopfkino und der gemeinsamen Kommunikation statt - so manche seltsame Blüten treibt. Und aus Erfahrung kann ich ebenso sagen, dass das reale Ausleben der Fantasien hin und wieder nicht nur an die eigenen Grenzen stößt, sondern auch die der Mitmenschen.

 

Schon lange habe ich bei mir selbst bemerkt, dass das übliche Phrasendreschen und die klassischen Floskeln in Threads und Posts meine persönliche Schmerzgrenze überschreitet (obwohl ich masochistisch bin).  Und ich bin ganz bei den Threaderstellern, die endlich erfahren möchten, was denn diese Floskeln zu bedeuten haben oder was die Mehrheit der Mitglieder darunter versteht.

 

Denn was ist eigentlich "Stilvolles BDSM", was zeichnet es aus? Müssen die Möbel ein Markenlabel tragen oder die Gäste der Veranstaltung einen bestimmten Dresscode? Machen Kleider Leute oder doch nur den Geldbeutel leer? Kennzeichnet stilvoll einen Verhaltenscodex oder nur die Partyregeln? Und ist der Gegensatz dazu Standard-BDSM? Gibt es einen Standard oder sollte nicht jeder von uns seinen eigenen Standpunkt haben?

 

Ich finde, dass BDSM weder einen Stil noch einen Standard braucht, sondern einfach nur Leidenschaft und Individualität, Neugierde und Risikofreude, Vertrauen und Verantwortungsbewusstsein - auf beiden Seiten.

 

Allerdings wünsche ich mir des Öfteren weniger Leidenschaft in den Threads. Manche Themen scheinen Kontroverse geradezu heraufzubeschwören wie die Frage: "Was ist wichtig, wenn Dom Sub verleiht"?

 

Was ist so schwierig daran ein Thema zu ignorieren, das so gar nicht ins eigene BDSM passt? Warum muss man seinen Unwillen und seine Abneigung so deutlich ausdrücken? Dieser Thread war meiner Meinung nach wieder ein Paradebeispiel dafür, wie intolerant BDSM´ler untereinander sein können.

 

Weihnachten rückt näher, das zeigt sich deutlich in so manchen Themen - nicht nur im Kochen und Backen Bereich:

• Toys aus dem 3D Drucker

• Dildos selbst herstellen

und das Unvermeidliche

• Geschenke für den Herrn.

 

Was auch immer Weihnachten für Euch bedeutet, die Uhrzeit jetzt bedeutet für mich: ab ins Bett. Ich wünsche Euch eine gute Nacht, fantasievolle Träume, einen schönen Freitag und einen wunderbaren Start ins kommende Wochenende.

 

Meine Wochen vom 08. bis zum 21. November 2020

 

Der Begriff Erwartung spielt eine zentrale Rolle in der Soziologie. Zum einen beschreibt er die Annahme eines Handelnden darüber, was ein anderer oder mehrere andere tun würden (antizipatorische Erwartung), zum anderen auch das, was er oder andere billigerweise tun sollten (normative Erwartung).

 

Wird eine Erwartung enttäuscht, dann wird sie meist geändert, in einigen wenigen Fällen aber auch aufrechterhalten (Kontrafaktische Stabilität).

 

Der eine beklagt sich über die seiner Meinung nach zu hohe Erwartungshaltung von Bottom an Top, die andere fragt sich, ob ihre Erfolglosigkeit in der Anbahnung einer Beziehung an ihrer zu hohen Erwartungshaltung liegt. Der Nächste erwartet, dass seine favorisierten Themen offen im großen Forum diskutiert werden und ist erstaunt, dass diese Ansicht nicht jeder teilt.

 

Ich frage mich dabei:

Was ist so schlimm an Erwartungen? Bilden unsere Erwartungen nicht unsere Basis und lässt sich aufgrund der Erfüllung der Erwartungen nicht unsere Zufriedenheit ableiten? Ich bin der Meinung, dass wir in unserer sozialen Interaktion dann am "erfolgreichsten" sind, wenn wir mit unserem Gegenüber eine gemeinsame Basis haben. Dazu gehören auch die Erwartungen, die wir an die anderen stellen. Diese werden sicher nicht zu 100 Prozent erfüllbar sein, aber ein Streben nach dem Optimum sollte für jeden machbar sein.

 

Bringen unsere Erwartungen unser Gegenüber in Zugzwang oder bringen sie uns selbst in unseren selbst gebauten Elfenbeinturm? Ist eine gemeinsame Erwartungshaltung, eine gemeinsame Basis vorhanden, kann in meinen Augen mein Gegenüber gar nicht in Zugzwang geraten, denn er/sie schwimmt mit mir auf der gleichen Welle. Bin ich aber in einem Umfeld unterwegs oder nicht in der Lage, mir das zu mir passende soziale Umfeld zu suchen, baue ich mit jeder Erwartung und mit jeder Enttäuschung meinen persönlichen Turm. Und dann den Prinzen oder die Prinzessin zu finden, der/die an den Haaren hinaufklettert, wird schwierig werden.

 

Ein für mich fast klassisch anmutendes Beispiel für unpassende Adressaten der eigenen Erwartungen war die Frage eines Users nach den sexuellen Vorbildern in der Antike. Mit der einen oder anderen Antwort hatte er nicht gerechnet.

Können meine eigenen Erwartungen mir einen Weg zeigen oder führen sie mich in die Irre? Gleich mehrere Threads drehen sich darum, dass BDSM Neulinge sich nicht einordnen können, weil sie von sich selbst erwarten, eindeutig in ihrer Neigung zu sein. Dass es nicht nur Top oder Bottom, Masochist oder Sadist gibt, sondern auch eine bunte und manchmal sogar wilde Mischung aus mehreren, müssen sie erst lernen und sich selbst erkennen und finden.

 

Muss Bottom zwingend alle Erwartungen von Top erfüllen oder kann Bottom auch im Sinn der Eigenverantwortung die Erfüllung selbstschädigender Erwartungen verweigern? Jeder kann und soll sein BDSM leben, wie es zu ihm/ihr passt und gut tut. Aber es verblüfft mich immer wieder, dass manche Tops die immer wiederkehrenden Erwartungen an potentielle Bottoms kommunizieren und vor der eigentlichen Beziehung als Devotionstest erfüllt haben möchten. Wer es mag und kann soll gerne slipless oder ohne BH ins Büro oder auf die Arbeit, aber als grundsätzliche Voraussetzung für eine D/s-Beziehung halte ich diese "goldenen Regeln" für übertrieben.

 

Aber was weiß ich schon, ich habe das Große Schwarze Buch des BDSM noch nicht gesehen, geschweige denn gelesen. Scio me nihil scire - ich weiß, dass ich nichts weiß. Was ich aber sicher weiß: ich bin neugierig und deswegen immer wieder auf der Suche nach interessanten Themen für Euch.

 

In diesem Sinn mache ich mich weiter auf den Weg durch die Foren und Threads und fasse Euch gerne meine Wochen zusammen. Danke, dass Ihr meine literarischen Ergüsse begleitet.

 

Eure Neugierig_97076

 

Zoras Gedanken für ihren Herrn

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