Meine Wochen vom 05. bis 18. Juli 2020

Wie nahe Freude und Leid beieinander liegen können, habe ich am letzten Wochenende erfahren müssen. Wir hatten so ein wunderschönes, kleines und intimes Sub-Treffen und ein paar Stunden später erfuhr ich, dass eine liebe Bekannte plötzlich verstorben ist. Ich sende eine liebevolle Umarmung an all diejenigen unter Euch, die es ebenso benötigen.

 

Was war los hier im Joy in den letzten beiden Wochen?

 

Zum einen der erste große Erklärbär-Thread: darf der empathische Sadist sich überhaupt Sadist nennen oder ist die Unterscheidung zwischen inklinierendem und periculärem Sadismus nur eine Erfindung der BDSM´ler, um sich selbst zu rechtfertigen? Lassen sich unter Negierung von wissenschaftlichen Arbeiten Tops so einfach verunsichern, weil es Bottom dummerweise auch noch Spaß macht zu leiden?

 

Ist ein Sadist weniger Sadist, wenn er/sie seinem/ihren Sadismus kanalisieren (BDSM), determinieren (Grenzen erkennen) und kontrollieren (Grenzen einhalten) kann?

Ist der Sadist nur Gelegenheits-Sadist, wenn er nur wenig, selten oder ab und zu die Grenzen seines Gegenübers überschreitet?

Verliert Sadismus durch die Fokussierung auf BDSM und Einvernehmlichkeit seinen "Charakter" mit Qual, Leid, Demütigung und Unterdrückung?

Wird Sadismus durch gemeinsame Aufarbeitungsstrategien (Nähe, Zärtlichkeit, Aftercare, etc.) ad absurdum geführt?

 

In meinen Augen nicht. Letztendlich kann der BDSM Sadist seine Lust aus dem Leid ziehen. Er/sie tut es eben in einer "geschützten" Umgebung in Einvernehmlichkeit und mit den beiden Beteiligten entsprechender psychischer und physischer Nachsorge.

 

Der nächste Top fragte nach, wie er sein Bedürfnis nach Reizen, Impulsen und Provokation durch Bottom nennen soll, ob er überhaupt eine passende Bottom für seine Bedürfnisse finden kann.

 

Die nächsten große Erklärungs- und Rechtfertigungsthreads drehen sich um Wunschzettel im BDSM und als Sub den eigenen Kopf durchzusetzen. Und da trennen sich zwei Lager: die einen, denen klar ist, dass so ziemlich jeder irgendwo im Hinterkopf Wünsche hat und diese in seiner Beziehung verwirklicht sehen will. Und die anderen, die von sich behaupten, keine Wünsche zu haben und/oder denen Wünsche von Bottom so suspekt sind, dass sie in ihrer Souveränität angegriffen sind.

 

Sind wir doch mal alle ehrlich: wir haben alle mindestens den einen Wunsch, dass wir mit dem Menschen, der zu uns passt, unser gemeinsames BDSM entwickeln und ausleben können. Das Äußern von Wünschen und das Kommunizieren über Erwartungen gegenüber meinem Herrn stellt für mich nicht den ersten Schritt dar hin zu Topping from the Bottom. Sobald ich einen Menschen gefunden habe, der mit mir, meiner Art der Devotion und meinen Neigungen kompatibel ist, ergibt sich daraus von selbst, dass er auch mit meiner Art zu Kommunizieren übereinstimmt. Er empfindet meine Wünsche und Träume nicht als Forderungen, sondern als Inspiration, wenn sie zu seinen Ideen passen. Wir beflügeln uns gegenseitig. Er führt, ich folge auf unserem gemeinsamen Weg. Dass ich ihn dabei hin und wieder auf Dinge am Wegesrand aufmerksam mache, heißt nicht, dass er dann die Führung verliert.

 

Trotz meiner intrinsischen Wünsche lasse ich mich von ihm überraschen, gebe ich keine Bedienungsanleitung für mich an. Dieses Abenteuer, diese Reise ins Unbekannte ist genau das, was mich intellektuell, mental und emotional fordert, fördert und immer weiter bringt. Wollte ich nach Fahrplan leben, wäre ich ein Bus oder ein Zug geworden und kein Mensch. Ich weiß aber auch, dass es Menschen gibt, die einen für sich selbst sicheren Rahmen benötigen. Dass diese Menschen Grenzen sehr eng stecken können und damit Dominanz einengen können, ist für sie eine Notwendigkeit und mag für uns befremdlich sein. Solange sie dafür ihr passendes Gegenüber finden, ist es für alle gut so.

 

Meiner Meinung nach geht es bei Wünschen und Erwartungen nicht um das Ob, sondern um das Wie:

Dass Top und Bottom Wunschzettel haben, liegt in der Natur des Menschen. Wie sie beide mit diesen Wunschzetteln umgehen, wie sie beide diese kommunizieren, ist personen- und beziehungsabhängig.

 

BDSM sollte in meinen Augen eine Win-Win-Situation für beide sein und da liegt es für mich nahe, dass beide den Wunschzettel des anderen kennen. Sie wollen sich gemeinsam auf die Erkundungstour durch das Haus BDSM machen und sollten schon wissen, welche Zimmer für den einen und/oder den anderen NoGo Area oder Will-ich-kennenlernen-Gebiet sind.

 

Ich persönlich halte Wünsche des Bottom für eine Richtung, den Weg dorthin kann Top nur finden, wenn er/sie die Richtung kennt.

 

Ich werde jetzt ganz allein den Weg in mein Bett finden und wünsche Euch allen eine gute Nacht. Kommt gut in die neue Woche.

Zoras Gedanken für ihren Herrn

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