Hallo meine lieben Leser,
aufgrund meiner Co-Moderatoren- und Mentoren-Tätigkeit bewege ich mich täglich im Joyclub und stolpere dabei immer wieder über Themen, die ich gerne mit Euch teilen möchte. Inspiriert durch Carrie Bradshaw (die weiblichen Mitglieder werden sofort wissen, wen ich meine ), ist die Idee geboren, Euch meine individuelle Zusammenfassung der Woche mitzuteilen.
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Meine Woche von 12. bis zum 18. Januar 2020
Es hätte so spannend werden können, aber keiner traut sich so richtig an dieses Thema heran: BDSM im Alter. Wo sind sie alle - die alt-klugen Mitt-Zwanziger, die sinn-suchenden End-Dreißiger, die abgeklärten End-Vierziger, die jung gebliebenen Mitt-Fünfziger und die sportlich aktiven Ü-Sechziger? Was ist so schlimm am alt werden? Jeder von uns wird jeden Tag einen Tag älter und es wäre schön gewesen, diesen Aspekt auch im Kontext von BDSM zu beleuchten.
Ist BDSM altersgerecht ein Tabu-Thema? Für mich nicht, aber ich bin ja auch "vorbelastet" als Ü50-Sub (und mein armer Herr muss das mittragen). Ich möchte allen hippen, jungen, aktiven und durchtrainierten Doms und Subs sagen, dass es nicht schlimm ist, sich mit der eigenen Zukunft und dem eigenen BDSM im Alter auseinander zu setzen. Auch wenn es mit der Ausführung ab und zu hapert, das Gefühl bleibt das Gleiche. Und wenn der Treppenlift mal ausfallen sollte, kann man/frau ja immer noch zum Online-BDSM greifen.
Die großen philosophischen Fragen der vergangenen Woche drehten sich um die Erkenntnis (Wie seid Ihr auf Eure Neigung aufmerksam geworden?) und um die Beweggründe hinter der Neigung (Was ist Eure eigentliche Motivation zu BDSM?). Gibt es diesen einen Zeitpunkt und diese eine Situation, die uns erkennen lässt, dass wir diese Neigungen haben? Gibt es diese eine Motivation, warum wir diese Neigung haben? Lässt sich alles auf psycho-soziale Gründe zurückführen?
Ich bin der Meinung, dass wir alle ein "Produkt" aus unserer Genetik, unserer Erziehung, unserer Sozialisation und unseren eigenen Entscheidungen sind. Darin den einen Grund auszumachen, warum wir BDSM lieben und praktizieren halte ich für die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Dazu kommt für mich noch, dass es nicht das eine BDSM gibt, dass BDSM genauso vielfältig ist wie die Menschen, die es praktizieren. Es gibt sicher Andeutungen und Anzeigen aus der einen oder anderen Richtung, die eine Verortung der Neigung möglich machen, aber den einen Grund suchen sicher die meisten vergebens.
Und dann gab es noch die Threads um den Blowjob: mit Würgereiz oder ohne, wie den Würgereiz abtrainieren, wie groß sollte der Penis dafür sein (je größer desto besser?), gehört der BJ unbedingt zum BDSM? Aber Hallo meine Herren, eine Frau besteht aus mehr als nur ihrem Mund - auch wenn dieser vielfältig "nutzbar" ist. Geht doch mal auf Entdeckungsreise, Ihr werdet überrascht werden.
Für mich als unglaublich neugierigen Menschen wäre eine umfangreichere Diskussion und Information (eventuell von medizinisch ausgebildeten Usern) zu den Threads über die Änderung der Pulsfrequenz beim Schmerz und die Möglichkeit einer Schmerz-Aufzeichnung und -Bewertung interessant gewesen. Ich werde versuchen, mir anderweitig Material dazu zu beschaffen. Denn ich glaube, diese theoretisch-wissenschaftliche Sicht auf den Schmerz kann auch in der Praxis und im gemeinsamen Erleben von Nutzen sein.
Mein ganz persönliches Highlight war der Sub(bn)-Stammtisch in Nürnberg. Ich habe es sehr genossen, Euch alle wieder zutreffen und mich mit Euch auszutauschen. Vielen lieben Dank an @flamencita für die Organisation.
Ich wünsche Euch allen eine schöne Woche. Geht raus und bleibt neugierig - auf Euch selbst, Eure Liebsten und das Leben.
Meine Woche vom 05. bis 11. Januar 2020
Meine Woche hier im Joy war geprägt von diversen Praktiken:
• Wie hart will frau gevögelt werden.
• Wie oft oft und wie schnell kann eine Frau hintereinander zum Orgasmus kommen.
• Wie bereite ich mich auf Analverkehr vor.
• Wie geht es mir nach dem Analverkehr.
• Wie fühlt sich squirten an und wie komme ich dahin.
• Wie kann ich mich fit für Fisting machen und was sind die Gefühle dabei.
Kommt es nur mir so vor oder sind wir gefühlt alle im Wettbewerb? Warum muss ich alles können? Bin ich genug Frau oder Mann, wenn ich nicht bei allen Themen mitreden kann und nicht bei allen Praktiken mitmachen kann und will? Nimmt das Wie, Wie oft, Wie lange, Wie heftig und auf Welche Art so viel Raum ein, dass wir das Miteinander-Erkunden-und-Genießen vergessen?
Ich möchte allen zurufen: Sex ist die schönste Nebensache der Welt, aber nur eine Nebensache. Geht hinaus und genießt es. Holt Euch Anregungen, aber vergesst nie, dass es um Euch geht und nicht um die Kopie der anderen.
Neben all dieser Praxis gab es zwei kontroverse philosophische Themen zu beobachten:
Wie vereinbare ich als Sub, dass etwas gegen meinen Willen geschehen soll, aber dennoch will ich es?
Bin ich als Dom doch nur der Erfüllungsgehilfe für meine/meinen Sub?
Für mich sind das philosophisch schwere Themen und theoretisch unlösbare Dilemmata analog zur Frage, ob zuerst das Huhn oder das Ei da waren. In der Praxis, in der Hitze der Session, in der Rauschhaftigkeit der Situation frage ich mich nicht mehr, ob ich will, dass ich nicht will und ob er/sie das nur tut, weil ich es will. Dann genieße ich einfach, dann fühle ich einfach, dann bin ich Ich. Und ich hoffe, er/sie ist auch einfach nur er/sie.
Welcome to the 21rst century: jemand möchte eine App für die Verwaltung von Aufgaben und Strafen entwickeln und sucht nach Ideen und Anregungen. Heute, wo doch viele von uns übers Internet ihren Partner gefunden haben und manchmal viele Kilometer zwischen den beiden liegen, finde ich die Idee einer App ganz niedlich, das WhatsApp oder Threema der BDSM´ler. Lassen wir uns überraschen, was sich entwickelt.
Weitere Themen, die mich zum Mitlesen animiert haben, waren die Frage nach dem Schreiben von Berichten durch Sub und der Veränderung, die Dom und/oder Sub durch das Ausleben von BDSM erfahren haben (oder nicht). Als Dinosaurier bleibe ich gern bei bei der analogen "Verwaltung" meiner Aufgaben und schreibe gerne Berichte für meinen Herrn (und für mich). Wenn ich die alten Aufsätze nachlese bekomme ich ein Gefühl dafür, was sich in mir verändert hat und erhasche einen Ausblick auf das, was ich noch erleben könnte. Auch wenn viele behaupten, durch BDSM hätte sich nicht bei ihnen verändert, ich kann für mich sagen: ja, ich habe mich verändert. Ich bin freier, offener und selbstbewusster geworden. Und ich weiß endlich, dass ich nicht eindimensional bin.
In diesem Sinn: überrascht mich und alle anderen mit Eurer Vielschichtigkeit und genießt entspannt die restliche Woche. Ich freue mich besonders auf den Sub(bn)-Stammtisch am Freitag in Nürnberg.
Meine Woche vom 29.12.2019 bis 04.01.2020
Ich hoffe, Ihr seid alle gut im neuen Jahr gelandet. Habt Ihr auch Vorsätze für 2020? Ich habe es vor vielen Jahren aufgegeben, denn ich habe festgestellt, dass Vorsätze sich nicht immer mit den Lebensereignissen in Einklang bringen lassen. Möglicherweise ist deswegen der Thread über die Vorsätze in Bezug auf BDSM so schnell eingeschlafen. Denn wer kann schon Emotionen in Ziele packen?
Es erstaunt mich immer wieder, wie viele Theorien und Thesen existieren, warum ein Mensch dominant oder devot ist und wie sich seine Neigung durch seinen Intellekt oder seinen Beruf beeinflussen lässt. Kann ein Mensch aufgrund seiner Intelligenz besser führen? Ist ein beruflich führender Mensch auch im Privatleben dominant oder eher devot, weil er dort den Ausgleich sucht? Ist die Neigung Ausdruck von mangelndem oder genügendem Selbstwertgefühl?
Ich gebe zu, ich beschäftige mich gern mit solch philosophischen Fragen, aber ich glaube nicht an eine Korrelation mit dem Beruf oder dem Intellekt. Meine Neigung fußt in meinen Gefühlen und die lassen sich nun mal nicht mit dem Verstand erklären. Genauso wenig schließt meine Devotion meinen gesunden Menschenverstand nicht aus. Devotion und Selbstständigkeit (in Lebensbelangen) sind für mich kein Widerspruch, ich stehe trotzdem oder gerade deswegen mit beiden Beinen im Leben.
Und genau diese stabilen Beine (im übertragenen und im wörtlichen Sinn) helfen mir, auch in Krisensituationen zu meiner Beziehung STEHEN zu können. Denn was passiert, wenn das D/s in der Beziehung verloren geht? Die Beziehung besteht in meinen Augen weiter, denn sie hat mehr als nur eine Basis. Dass beide Partner daran arbeiten müssen, wieder alle Säulen aufzurichten, versteht sich für mich von selbst.
Apropos Augen: derzeit laufen zwei Threads (im großen Forum und beim DWS), wie Sex bzw. Überlassung mit verbundenen Augen empfunden wird und warum das für einige ein Problem darstellen kann. Ich bin zwar der visuelle Typ, aber ich liebe es, wenn ich mich auf andere Sinne verlassen muss und dadurch intensiver fühlen kann. Allerdings ist es für mich interessant zu lesen, was andere dabei Gegenteiliges erfahren können.
In diesem Sinn: genießt die kommende Woche mit allen Sinnen.